Siedlerauswahl, Partei und die Handwerker II

Ein Stück Laufer Stadtgeschichte


Kirchweihmontag war Feiertag

Am Montag, den 4. Juli 1938 wollte das Vermessungsamt Hersbruck die Siedlerstellen vermessen und forderte zur Unterstützung zwei städtische Arbeiter mit Werkzeug und Pflöcken an.
Die in Hersbruck konnten aber nicht wissen, daß an diesem Tage in Lauf der Kirchweihmontag ein altherkömmlicher Feiertag war. So wurde die Vermessung auf einen späteren Termin verlegt, obwohl die Sache eilig war.

Keine Haltestelle für Stammarbeiter

Für die Buslinie Nürnberg - Leipzig beantragte der Bürgermeister eine Haltestelle in der neuen Siedlung und führte zur Begründung auch die Kolonialschule vom Letten mit an. Leider war die damalige Reichsbahn noch nicht so großzügig, wie heute die Bundesbahn mit der S-Bahn, denn sie schrieb, daß der Reichsbahnkraftomnibus künftig über die neuerbaute Autobahn fährt und nur noch eine Haltestelle unmittelbar an der Ausfahrt Lauf besteht.

Endspurt

Im Spätsommer 1938 setzte eine allseitige Nervosität um den Siedlungsbau ein.
Die Siedler wollten selbstverständlich baldmöglichst ihre Häuser beziehen.
Andere Sorgen hatte dagegen der Bürgermeister, der folgenden Brief an die Stuckgeschäfte schrieb: "Ich höre in letzter Zeit immer wieder Klagen aus der Stammarbeitersiedlung, daß sich die Fertigstellung dort verzögert, weil die Verputzarbeiten zu langsam vorwärts gehen. Ich muß nunmehr dringend darum ersuchen, die Arbeiten mit Nachdruck und unter Einsatz Ihrer sämtlichen verfügbaren Kräfte vornehmen zu lassen, damit dadurch auch die anderen Handwerker weiterarbeiten können und wenigstens einige Häuser bald bezugsfertig sind. Mitte September werden zahlreiche Handwerker zur Wehrmacht eingezogen. Es ist deshalb erst recht erforderlich, daß die Arbeiten beschleunigt werden, damit manche Schreiner, Maler usw. vor ihrem Einrücken noch etwas wegarbeiten können."

Die Arbeiten hatten sich auch deshalb verzögert, weil viele Siedler das Dachgeschoß den geplanten Heuboden auf eigene Kosten mit Kammern ausbauen ließen.
Die Eile war berechtigt, denn zwei Verputzmeister wurden später für Militärbauten dienstverpflichtet.

Siedlerauswahl II

Nachdem die Zuverlässigkeit des Bewerbers für eine Siedlerstelle in der Stammarbeiter-Siedlung vorausgesetzt und überprüft war, kam die Stadt mit einer zusätzlichen Auflage, die manchen Siedler in große Aufregung versetzte. Der Siedlungsbewerber mußte nämlich eine Erklärung seines derzeitigen Wohnungsvermieters vorlegen, daß dieser die Wohnung nach seinem Auszug der Stadt überläßt, damit die Stadt diese Wohnung mit einem neuen Mieter besetzen kann. Wenn der Vermieter diese Erklärung nicht unterzeichnete, sollte der Siedlungsbewerber kein Haus bekommen. Etliche Vermieter haben diese Erklärung nicht unterzeichnet, weil sie nicht davon überzeugt waren, daß die Stadt ebenso ruhige und brave Mieter anbietet. Aber zum Glück konnte die Stadtverwaltung durch geschickte Verhandlung und zum Teil durch Wohnungstausch dafür sorgen, daß alle ausgesuchten Bewerber ihre Heimstätte in der Siedlung bekamen.

Der Einzug

Das Haus Kärntner Straße 35 war noch nicht bezugsfertig, aber es ist am 10.September 1938 als erste Siedlerstelle bei Kerzenlicht bezogen worden. Sechs weitere Siedler folgten noch im September. Die restlichen feierten im Oktober und November 1938 ihren Einzug.

Es war zu einer kalten Jahreszeit, und viele erinnern sich an einen angeschürten Kiichenherd, um den die ganze Familie versammelt war und verspürten zum ersten Mal mit der aufsteigenden Warme ein neues Gefühl der Behaglichkeit, die Hoffnung auf ein sorgenfreies Siedlerdasein..

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 Die Chronik

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