Menschen, Regierung und die Stadt Lauf I

Ein Stück Laufer Stadtgeschichte


Entwurzelte Menschen

"Die Vergangenheit hat, trotz ihrer großen Erfolge in Technik und Wirtschaft, den Menschen vergessen. Die Kehrseite der mächtig anwachsenden Industrien waren Mietskasernen und Wohnungselend in Großstädten - ungesunde Zusammenballung der werktätigen Massen auf engstem Raum. Hier mußte vielen Tausenden von Familien Heimatverbundenheit und Lebensgrundlage verloren gehen. Sie waren entwurzelt."

Mit diesen Worten warb das Reichsheimstättenamt im Jahre 1936 für das deutsche Siedlungswerk mit dem Versprechen, den schaffenden Menschen wieder eine Heimat zu geben.

Der Ehrgeiz der Regierung

Zur Verbesserung der Lebenshaltung gehört ein großer gesunder Wohnraum. Hierfür war die Förderung von Arbeiterheimstättensiedlungen das beste Mittel, was die Reichsregierung anbieten konnte. Es sollte sich nicht um bäuerliche Höfe handeln, sondern um eine Ansiedelung von Arbeitern, Angestellten und Beamten mit der Möglichkeit, sich einen Teil des Eigenbedarfes selbst zu schaffen. Bei der Errichtung einer Arbeitersiedlung spielte der Preis des Grund und Bodens eine ausschlaggebende Rolle. Man mußte unbedingt auf entsprechend billiges Gelände zurückgreifen und auch darauf achten, daß die Baumaßnahme trotz solider Ausführung in ganz bescheidenem Rahmen gehalten wird. Wenn das damalige Gauheimstättenamt erklärte, daß die Siedlung kein Geschenk sei, das dem Einzelnen ohne sein Zutun zufällt, sondern daß außer der Arbeit und den Schweiß, den er an die Bearbeitung des Bodens wenden muß, auch an seine eigene Bereitwilligkeit und Fähigkeit zu sparen gestellt wird, war diese Auffassung nachvollziehbar. Eine sorgfältige Siedlerauslese sollte sicherstellen, daß nur die Besten und Tüchtigsten und namentlich die Stammarbeiter unserer Werke zuerst in den Besitz einer Heimstätte gelangten.

Daß aber ebenso die politische Zuverlässigkeit zum Erwerb einer Siedlerstelle ausschlaggebend war und beim Bau die Verwendung ausländischen Materials verboten sowie nichtarische Handwerker und Lieferanten unberücksichtigt bleiben mußten, zeigt unverkennbar, welche Macht und welcher Zeitgeist vorherrschte.

Die Idee der Stadt

In Lauf brachte die zunehmende Industrialisierung seit Beginn dieses Jahrhunderts große Probleme mit den zuziehenden Arbeiterfamilien, die nur notdürftig in engen Mieträumen untergebracht waren. Mit dem Programm eines Siedlerwerkes wurden zunächst Heimstätten in der Kunigundensiedlung geschaffen, die überwiegend von Handwerkern in Selbst- und Nachbarschaftshilfe errichtet wurden.
Mit den guten Erfahrungen, die man daraus machte, entschloß sich der Stadtrat, eine weitere Siedlung an der südlichen Stadtgrenze auf günstigem Ackerland auszuweisen.

Auf dem Fußballplatz

1935 war der Laufer Turnerbund Jahn mit über 9.000.-- Mark verschuldet. Nach Verhandlungen mit dem Bürgermeister kaufte die Stadt alle Grundstücke des Turnerbundes auf, und die Mitglieder traten zum Turnverein 1877 über. Unter den angekauften Grundstücken im Gelände "Am Laufer Feld" befanden sich der Sportplatz auf dem "hinteren Binsenacker" und das Ackergrundstück "mittleres Gewand".
Im Frühjahr 1936 wurden die Torpfosten abgebrochen, der Sportplatz umgepflügt und als Acker verpachtet.

Auf diesem nunmehr städtischen Grundstück, einer Lichtung zwischen der Bezirksstraße Lauf - Röthenbach und der Bahnlinie Nürnberg - Amberg, von Wald und Himmelbach begrenzt, weit außerhalb des Stadtrandes, mit freiem Blick auf Moritzberg und Stadtansicht, sollte die größte und schönste Laufer Siedlung entstehen.

Das brauchen wir selber

Der Sportplatz reichte allein nicht aus und der Bürgermeister gab eine geheime Anordnung an das Bauamt, das damals noch zu den städtischen Werken gehörte: "Das Gelände um den früheren Sportplatz des TV Jahn ist sofort unauffällig aufzukaufen, da es im nächsten Jahr für Siedlungszwecke benötigt wird." Das Bauamt gab sich sicherlich redliche Mühe, die Grundstücksbesitzer zum Verkauf zu bewegen, aber selbst nach fast einem Jahr nahm der Stadtrat zur Kenntnis, daß die meisten nur einen Grundstückstausch eingehen wollten, einer einen höheren Preis verlangte und ein anderer unter gar keinen Umständen zum Verkauf bereit war.

Als dann noch die Stadt Nürnberg zur Errichtung von 800 Siedlerstellen für Nürnberger Stammarbeiter Grundstücke in Lauf suchte, antwortete der Bürgermeister mit Bestimmtheit:
"Das brauchen wir selber!"

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 Die Chronik

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