Auf dem Spuren des neuen Industrieradweges

Themenradweg


Zu einer Fahrradtour auf dem neuen Themenradweg Industriegeschichte hatte der Siedlerverein der Stammarbeitersiedlung Lauf e.V. eingeladen.

Startpunkt war das neue Radwegeschild in der Kärntner Straße.
Mit einer stattlichen Teilnehmerzahl ging die Fahrt los, vorbei an CeramTec zum ersten Halt, dem Industriemuseum Lauf.

Ein kurzweiliger Aufenthalt in der Ausstellung „Aug in Aug mit 100 Tieren“ und ein gut gelaunter Bürgermeister Schweikert bleiben uns bei strahlendem Sonnenschein in guter Erinnerung.

Weiter fort bewegte sich die Tour, vorbei an den Stadtwerken sowie Döbrich & Heckel, nach Rückersdorf zur nächsten Station „Heimatmuseum“. Eine höchst humorvolle Museums-Führung durften alle Teilnehmer erleben. Die Überraschung aller war groß, ob der enormen Vielfalt und Vielzahl der ausgestellten Exponate.

Der Beschilderung des Industrieradweges folgend Weiterfahrt nach Röthenbach, entlang der Bahnlinie, bis zum „Stadtmuseum Conrady-Haus“. Ein interessanter Vortrag über Natur und Technik des Kohlenstoffes im Museum erwartete uns.

Am Museum Conrady-Haus kam es dann zu einer Begegnung mit den Teilnehmern einer Radtour des Geschichtsvereins Röthenbach, welche von Hammer aus kommend dort eintrafen.

Nach einer rund 4-stündigen und 13 km langen Radtour trafen alle wieder in der Kärntner Straße ein. Eine gemeinsame Einkehr in der nahen Sportgaststätte ließ einen unterhaltenden Fahrradausflug auf dem neuen Themenradweg Industriegeschichte ausklingen.

(©Erwin Salomon)

 on tour

 Vortrag von Wilfried Conrad

Foto: Wilfried Conrad (©Foto: Verein)

Station: Die Stammarbeitersiedlung in Lauf

Weit draußen auf einem Binsen-Acker, von Eichen und Föhrenwald umschlossen, von der Schlucht des Gemeinde- und Himmelbaches begrenzt, errichtete die Stadt im Jahre 1938 eine Siedlung mit 49 Anwesen, um den Fachkräften der heimischen Industrien, den sogenannten „Stammarbeitern“, einen dauerhaften Wohnsitz zu ermöglichen.

Die neuen Hausbesitzer in der Kärntner-, Tiroler-, Linzer- und Grazer Straße bauten Obst und Gemüse in ihren Gärten an, hielten Hühner und Kaninchen im Stall neben Waschraum und Wohnküche unter dem Futterspeicher des Heubodens.

Der Krieg überzog auch diese Siedlung mit Fliegerangriffen und Bombenabwürfen. Einige Dachstühle brannten aus.
Zum Schluss parkten hier amerikanische Panzer in den Straßen. Besatzungssoldaten quartierten sich in den außenliegenden Häusern ein. Die Eigentümer mussten vorübergehend bei Nachbarn unterkommen. Eine Notgemeinschaft in außergewöhnlicher Zeit.

Mit dem aufstrebenden Wirtschaftswunder in der Nachkriegszeit und dem Wechsel der Generationen hat sich das Bild der Siedlung durch ständige An- und Umbauten behutsam verändert.
Wenn auch die städtische Bebauung bis an die Grenze zur Linzer Straße heranrückte, so ist doch der Charakter der Siedlung bewahrt und ihr Ursprung erkennbar geblieben.

Dass einstmals eine gewaltsame Aneignung Österreichs durch die deutsche Diktatur zu den angeordneten Straßennamen führte, soll vergessen sein und heute nur noch auf reizvolle Urlaubsziele hinweisen.

Die Gründung eines Vereins der Stammarbeitersiedlung, die gemeinsamen Feiern, Fahrten und Veranstaltungen halten die einzigartige Siedlergemeinschaft zusammen. Eine Gemeinschaft, die auf Grund der Geschichte ihres Gleichen sucht.

Die Tour geht nun weiter zur ehemaligen specksteinverarbeitenden Industrie, der früheren Steatit Magnesia AG, heute Firma Hoechst Ceram Tec, Hersteller technischer Keramik.

(Wilfried Conrad, Schriftsteller und Rezitator, Mitglied im Autoren-Verband Franken e.V.)

Vita:

  • Jahrgang 1937
  • seit 1961 wohnhaft in Lauf a d Pegnitz
  • 1995 literarische Weiterbildung im Rahmen des Bildungszentrums Nürnberg
  • 2001 Mitglied im Autoren-Verband Franken e.V. Würzburg
  • Erforschung und Veröffentlichungen über die Gründung des AutorenVerbandes Franken e.V. durch Harro Schäff-Scheefen

Zitat:
"Eigentlich wollte ich kein Franke werden, aber das Schicksal verschlug mich schon in jungen Jahren ins Nürnberger Land, wo ich eine neue Heimat entdeckte, mich in Geschichte und Geschichten vertiefte, Vergangenheit und Gegenwart erforschte, fränkische Kultur am Beispiel der kleinen Kreisstadt Lauf .a.d. Pegnitz verkündete, eigene Prosa auf vielfältige Weise rezitierend verbreitete und die weite Welt zur kleinen Bühne verwandelte.
Von 1978 bis 1998 erstellte ich Sachberichte aus Archivalien, vornehmlich für die Pegnitz-Zeitung, z.B. Forschungen über den Stadttürmer, die „Rußigen“, das Armenhaus, die Feuerwehr, die Schulen, das Kunigundenfest, das „Bimbala“ und Chroniken der Stammarbeitersiedlung, der St.-Otto-Kirche, des Laufer Krankenhauses und des Zwangsarbeitslagers."

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